am 05.03.2016 gehts wieder los!

In gut 3 Wochen ist es endlich wieder soweit! Die Anreise ist natürlich längst gebucht. Seit Wochen vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht in irgendeiner Form an dieser Reise geplant habe. Entweder gab’s zwecks Gewichtsoptimierung irgend etwas auf der Packliste zu streichen oder zu ersetzen, meine Spanisch-Kenntnisse aufzufrischen, Übernachtungsmöglichkeiten zu suchen, Etappen zu planen und so weiter. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Chrigu und ich zusammen unterwegs sind. Verteilt auf die letzten 5 Jahre haben wir zu Fuss ganz Frankreich von Genf bis zu den Pyrenäen durchquert. Immerhin etwa 1150 Kilometer. So zählen wir uns unterdessen nicht mehr zu den Pilgrim- Newbies und sind besser auf den Füssen  als vor 5 Jahren.

Vor der Via de la Plata, (was für ein schönes Wort, klingt immer wieder wie Musik in den Ohren !), hab ich allerdings gehörigen Respekt. Es ist ganz was anderes in Südspanien, als in Frankreich zu wandern. Die Distanzen sind grösser, der Boden ist bei Regen lehmig und kräfteraubend und wie es der Name „Extremadura“ sagt, kann das Wetter windig, nass, kalt, oder im Sommer sehr heiss sein.

Im Frühling 2010 musste ich der Via de la Plata Tribut zollen, da ich zu schlecht vorbereitet war und meine körperlichen Grenzen nicht respektierte. Und wie ist es, wenn man seine Grenzen nicht respektiert ? …schmerzhaft 😉 Egal in welcher Form …

Im Herbst 2015 entschieden wir uns, dort weiterzugehen, wo ich den Weg im Jahr 2010 abbrach. Wir waren uns einig, dass nach der Via Podiensis, der Camino Frances nicht in Frage kommt. Erstens wegen den Pilgermassen und zweitens, weil die Pyrenäen-Überquerung wegen des Schnee’s im frühen März mehr als fraglich ist.

Warum sich so viele den Camino Frances antun, kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt ruhigere und weniger kommerzielle Alternativen. Wie zum Beispiel den Camino Portugues, Camino Primitivo, Camino del Norte etc. Die Pilgerstatistik vom Jahr 2015 ist eindrücklich:

Camino Frances 172’206 65,61%
Camino Portugues 43’137 16,44%
Camino del Norte 15’826 6,03%
Camino Primitivo 11’471 4,37%
Camino Inglés 9’247 3,52%
Via de la Plata  9’221 3,51%
Quelle: http://peregrinossantiago.es/eng/pilgrims-office/statistics/?anio=2015&mes=

So fliegen wir also am 05.03.2016 nach Madrid und von dort weiter mit dem Bus nach Mérida. Ich hoffe, dass alles klappt und alle Daheimgebliebenen gesund bleiben. Denn, wer macht sich schon aus dem Staub, wenn zuhause etwas nicht stimmt.

Wenn Du einmal gepilgert bist, dann wirst Du immer wieder gehen.

Bei keiner anderen Art von Freizeitbeschäftigung kann ich mich besser erholen und komme erfüllter zurück. Das Unterwegs sein mit dem Minimum am Rücken auf die einfachste Art, nämlich zu Fuss, ist Intensität, Abenteuer und Erlebnis pur. Es leert den Kopf, stärkt den Körper und beglückt die Seele. Für mich ist ein Pilgerweg nicht einfach ein Wanderweg. Es gibt grosse Unterschiede. Doch die merkt man erst , wenn man sich darauf einlässt.

Das Gewicht meines 35 Liter Rucksacks beträgt akzeptable 6.6 kg ohne Trinkwasser. Das ist gerade mal knapp die Hälfte von dem, was ich 2010 rumgeschleppt habe. Bis jetzt war ich einfach nie zufrieden mit meinen Regenkleidern. Weder die Regenjacke noch der Poncho hielten während 2 Tagen Regen dicht. Gar nicht im Regen gehen, ist ja auch nur was für Weichbecher und somit keine Alternative. So habe ich mich nun erstmals für die Variante Freehand-Regenschirm mit Regenjacke und Gamaschen entschieden. Der Schirm kann mittels Klettverschlüssen am Rucksack befestigt werden und gibt einem so zwei freie Arme. Zudem schwitzt man nicht unter dem Poncho. Mal schauen, wie sich das bewährt..

Ermüdungsbruch

…. respektive, es folgt ein Unterbruch.

Die unerwartete Rückreise fällt mir schwer. Zum Glück schmerzt der Knöchel, deshalb weiß ich, warum ich abbrechen muss. Die Via de la Plata will ich auf jeden Fall zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Ich habe in diesen 2 Wochen mehr erlebt, gesehen und gelernt, als auf anderen Reisen. Vieles ist aber auch zu persönlich, um es hier zu erwähnen.

Das nächste Mal werde ich körperlich noch besser vorbereitet und mit noch weniger als 11,5 kg Gepäck starten.

Hasta luego y buen camino !

13. Tag Aljucén – Alcuéscar (20km)

Den 13. Tag werde ich nicht so schnell vergessen. Ich musste zum Arzt, weil mir das Fussgelenk weh tat und es bei jedem Schritt knackte. Diagnose: Ermüdungsbruch !! So kann ich unmöglich weiterlaufen. Es wird  ca. 4-6 Wochen dauern, bis ich wieder wandern kann. Ich muss abbrechen.

12. Tag: Mérida – Aljucén (16km)

Nach dem Frühstück in Hartmut’s Top-Hotel haben wir die Stadt in nördlicher Richtung verlassen. Der Weg führte zum Glück nicht groß durch Industriegebiete, aber dennoch lange der Strasse entlang. Vorbei am Aquädukt und zum römischen Stausee, der zum Znüni wie gerufen kam. Die anschliessenden Kilometer führten durch eine unberührte, stille Landschaft mit Steineichen und römischen Mauern. Da irgendwo musste uns der kleine, schwarze Hund gefolgt sein. Wir haben ihn nicht gefüttert ! Die Chorizos in den Rucksäcken ließen ihn, wie mit einer unsichtbaren Leine gezogen, hinter uns her laufen. Wir wurden ihn nicht mehr los bis zur Herberge. Das verschlafene Nest, in dem wir uns befinden, hat etwa 500 Einwohner und ein Thermalbad, in dem es auch Massagen geben soll ! Termin schon reserviert. 🙂 Die Herberge mit 15 Schlafgelegenheiten ist voll. Der Gestank ist in einer vollen Herberge unglaublich..

… die römische Therme ist echt der Hit.
Sie wurde von einem Archäologen, welcher in Mérida arbeitet und seiner Frau original nachgebaut. Andreas, das darfst du nicht verpassen.

11. Tag: Mérida

Nach einer leckeren Tortilla patatas ist es nun Zeit, eine Siesta zu halten und den Blog zu füttern. 🙂

Die Stadt bietet insbesondere geschichtlich Interessierten sehr viel. Mérida war zu Zeiten des Römischen Reiches die wichtigste Stadt Lusitaniens und die Archäologen sind nachwievor am Buddeln was das Zeug hält. (Siehe auch unten) Neue Häuser müssen in der Altstadt so gebaut werden, dass die römischen Grundmauern sichbar und zugänglich bleiben.Wir haben das römische Theater, das Amphitheater, das Museum und die Basilica besucht. Diese Gebäude sind wirklich beeindruckend. Auch die 600m lange und über 2000 jährige römische Brücke, die bis vor ca. 10 Jahren für den motorisierten Verkehr offen war, ist sehenswert.

Etwas anderes:
Denjenigen, welche zwischendurch oder sogar regelmäßig einen Kommentar hinzufügen, möchte ich mal ganz herzlich danken !! Freue mich jeweils wirklich sehr. Also bitte schön weiterkommentieren. (Eure Beiträge können übrigens über Suchmaschinen nicht gefunden werden. Ich bekomme die neuen Kommentare auch als E-Mail zugeschickt.)

Morgen geht’s weiter mit einer kürzeren Etappe von 16km. Die Alternative mit 37km wäre mir (noch) zu lang gewesen.

Link zu Mérida:
http://de.m.wikipedia.org/wiki/Mérida_(Spanien)?wasRedirected=true

10. Tag: Almendralejo – Mérida (28km)

Wir sind 15 km gelaufen und warten in einem Vorort von Mérida bis der Regen nachlässt. Bei einer 10m breiten Furt, welche viel Wasser führte, hatte es zum Glück nebenan eine Eisenbahnbrücke, so dass wir nicht die Schuhe ausziehen mussten. Freue mich auf Mérida, die erste Grossstadt seit Sevilla, welche auch kulturell etwas zu bieten haben soll.

Endlich ! Mérida.

Die letzten schlammigen, lehmigen. verregneten 13km waren echt hart. Bin völlig groggy. Musste nun zuallererst mal meine Kleider waschen und aufhängen. Alles war nass und verdreckt von dieser Schlammstrecke. Nun müssen erst die Kleider trocknen, bevor es Abendessen gibt.. Mein teurer Trevolution – Regenponcho hat mich echt enttäuscht. Nach dem ersten knackigen Gewitter war ich pudelnass. Dem dritten Regenguss hielt auch der Rucksackregenschutz nicht mehr stand. Muss da eine andere Lösung finden. Meinen Füssen geht’s auch nach 28 km gut. 6 Blasen. Das stimmt mich zuversichtlich für die nächsten Etappen.
Naja, man muss optimistisch bleiben !

Morgen leiste ich mir einen „Freitag“ und sehe mir Mérida an.

Foto 1: Marcel nach 26 km und während dem 3. Gewitter 😉

Foto 2: Beginn einer 8km langen lehmigen Strecke

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