Carcaboso – Nähe Cáparra (24km)

Nach dem obligaten Kaffee in der Bar um 0730 Uhr mussten wir erst mal unsere Tagesetappe besprechen und waren uns einig, dass bis Cáparra, der ehemaligen Römerstadt drin liegen sollte. Dort in der Nähe hatte Chrigu das Hostal Asturia ausgemacht. Unterwegs wollte ich dort kurz anrufen, aber die Nummer war ungültig! Ein Blick auf der Hostal-Webseite und ich sah, dass die Buchautorin sich in den Zahlen der Telefonnummer geirrt hatte. Ansonsten hätten wir die nächste Übernachtungsmöglichkeit anpeilen müssen, welche 4 weitere Fussstunden entfernt liegt..
Dafür hatte sie mit der Einschätzung „eine der schönsten Etappen“ recht. Aber ich will nicht mit Beschreibungen langweilen, und lasse die Bilder sprechen. 
In Cáparra gäbe es noch eine Ausstellung über die Römerstadt, welche um vier Uhr hätte öffnen sollen. Aber um fünf war noch niemand da. Caramba. Also gehen wir weiter. 
Müde, duschen, waschen, essen, schlafen 

 
  

    
   

  

   

 

  

  

Riolobos – Carcaboso (22km)

Das Frühstück bestand aus je zwei Café con Leche. Punkt. Die angebotenen industriell verpackten süssen Kuchen verschmähten wir. Ich fragte nach einer „Tostada“, getoastetes Brot, die Frage wurde mit: „Si, pero no es incluido“ beantwortet. So also ! Ich war etwas verärgert und liess ihn das spüren. Eigentlich war bisher alles ganz gut hier, aber das war „gar“ etwas wenig. Ich wollte zum Trotz keine Tostada kaufen. 
So verliessen wir das Dorf. Zweieinhalb Fussstunden von Riolobos, in Galisteo, konnten wir das Frühstück nachholen. Bis Galisteo war der Weg ganz abwechslungsreich und führte über Kuhweiden und Felder. Wir kamen uns schon ein wenig wie im Mittelalter vor, als wir uns über die Hügel dem kleinen Städtchen mit der eindrucksvollen Wehrmauern näherten. In einem Café an der obligaten Plaza de España teilten wir eine Tortilla und kauften Früchte ein. 
Nun wurde der Weg recht ätzend. Nach dem Unterqueren der Autobahn folgten 11 km gehen auf einer Nebenstrasse, welche zum Glück nicht stark befahren war. Wir liefen hintereinander und sprachen nicht viel. Als ich mich das erste Mal umdrehte, war Chrigu schon etwa 200m hinter mir. Aber es schien alles ok zu sein. Ich hängte meinen Gedanken nach und winkte dem Bauer, der sein Feld bestellte. Es roch nach einer Mischung aus frischer Erde und Diesel. Nach sechs Kilometern näherte ich mich einem Weiler. Eingangs Dorf klapperten irgendwo Störche und es roch nach Weihrauch. Das untrügliche Zeichen nach einer Kirche in der Nähe. Wir setzten uns auf eine Bank vor der Kirche, schauten den Einheimischen zu, welche aus der Messe kamen und assen, wie langweilig, wieder mal unsere Orangen. Wiederum ausgangs Dorf auf der langweiligen Strasse war Chrigu zu Spässen aufgelegt, erzählte Räubergeschichten aus jungen Jahren und…. siehe Foto !!
Unterdessen haben wir uns in Elena’s Herberge einquartiert. Wir sind nun fünf Pilger. Eric der Däne, altbekannt; ein Österreicher und ein Deutscher. Letztgenannter hat eine Sehnenscheidenentzündung und sich gestern ein Fahrrad gekauft, da er nicht mehr gehen kann. Er will die Via mit dem Rad fortsetzen.

   
   

  

  

  

   
 

Cañaveral – Riolobos (24.5km)

Um 7 erwachte ich vor dem Wecker. Dem Hospitalero haben wir gestern mitgeteilt, dass wir um halb acht frühstücken wollen. Dieses war so reichhaltig, wie schon lange nicht mehr. Ich erkundigte mich noch nach der Telefonnummer vom Zeltplatz in Riolobos, unserem heutigen Etappenziel, und los ging es. Die Landschaft heute war schlicht sensationell! Auf dem gesamten Weg nur Sonne, Eichenwälder und Oleanderbüsche. Schau Dir die Pics an! Endlich kommen meine Füsse in Fahrt und habe nicht mehr den Eindruck, halb behindert durch die Gegend zu latschen. Nach knapp zwei Stunden die erste Pause mit etwas Schafkäse und einer Orange. Es ist schon morgens recht warm. So verstaue ich die Jacke und creme mir die Nase ein. Chrigu und ich haben meistens in etwa das selbe Tempo. Was echt angenehm ist und keinen von uns beiden über – oder unterfordert. Trotzdem gehen wir manchmal mit grösserem Abstand hintereinander. So kann man auch mal seinen eigenen Gedanken nachhängen und so haben wir das auch heute Vormittag gehandhabt.
Die Via de la Plata existiert ja seit fast 2000 Jahren. Die Römer haben hier einen „breiten gepflasterten Weg“ von Sevilla nach Astorga gebaut. Der Name des Weges hat also nichts mit Silber zu tun, sondern kommt aus dem maurischen Wort „Bal’latta“. 
Und für mich soll es auch nicht zur Via de la Blattera werden !!
Wir wählten für unsere Mittagspause einen Platz mit Aussicht auf die andere Talseite, genossen die Sonne und beobachteten die längste Zeit einen Fuchs, der uns erst sah, respektive roch, als der Wind kehrte. 
Der letzte 6 km – Abschnitt war dann sehr staubig, trocken und wollte nicht enden. Hier möchte ich im Juli bei 40 Grad nicht unbedingt durchgehen müssen.
Riolobos tönt ja als Dorfname recht abenteuerlich. Aber bis jetzt haben wir weder den Fluss noch die Wölfe gesehen 😳. Es ist einfach ein Provinzkaff mit einer Kirche, auf welcher sicher zehn Störche ihre Jungen füttern, 3 Bars, circa hundert Häuser und einem Campingplatz, auf welchem wir in einem Bungalow übernachten. Die Kirche und die Bars haben wir von innen gesehen. 

Natürlich habe ich mir zum Voraus ein paar Überlegungen und Gedanken über die Motivation „mir so etwas anzutun“ gemacht und wollte eigentlich heute etwas dazu schreiben. Ich werde es auf einen anderen Tag verschieben, da einfach zu müde. 🌙 

Buenas noches!

   
    
    
    
 

Postskriptum: Dieser Text wird später noch redigiert. Bis dahin darfst du die Rechtschreibfehler behalten. 

Casar de Càceres – Cañaveral (34km)

Ich habe ausgezeichnet geschlafen. Wir waren wieder mal die letzten, welche die Herberge verliessen und bestellten um 8 Uhr erst mal Café con leche in der Bar nebenan und assen Früchte dazu. Die gestrigen Abklärungen ergaben, dass bis Cañaveral kein Bett mehr zu haben ist. Die beiden Herbergen am Tajo-Stausee sind geschlossen und das Hostal war ausgebucht. So haben wir uns entschlossen, mit dem Taxi 13 km bis zum See zu fahren und ab dort ~20km zu Fuss bis nach Cañaveral zu gehen. In der Hoffnung, dass ich das mit meinem blasengeplagten Fuss schaffen würde. (Hat sich übrigens bestätigt, danke Brigitte B. für den Tip mit der Zinksalbe) 👍
In dieser Gegend baut die staatliche Eisenbahn eine neue Bahnlinie zwischen Galizien und Andalusien und so führt der Weg weit über dem See neben dem angefangen Bahntrassee. Der Weg war jedoch gut angeschrieben und ein Verlaufen praktisch unmöglich. Der kalte Nordwind hat nun nachgelassen und mittags lässt es sich nun sogar im T-Shirt wandern.

Jedoch gab es da eine kleine Überraschung. Nach einem Viehtor standen wir plötzlich vor etwa 25 schwarzen Kühen mit Kälbern und einem Riesen-Toro, welcher uns nicht so freundlich begutachtete. Wir dachten, endlich ist die Gelegenheit gekommen, unsere unerkannten Fähigkeiten als Toreros unter Beweis zu stellen und packten unsere roten Schlafsäcke aus….

 
… ach was, natürlich alles gelogen! 

Aber der Adrenalinspiegel war schon etwas höher (bei uns). Zum Glück wendete sich der Torro mit seiner Familie nach ein paar lauten „Hola“ und Fuchteln mit Ginsterholz ab und liess uns passieren. 
Cañaveral ist ein verschlafenes, idyllisches Nest mit 1500 Einwohnern, welches am Südfuss von Bergen klebt. Die neue touristische Herberge lässt jedoch an Ausstattung nichts zu wünschen übrig. WLAN, Wäscheservice, Pilgermenus, sogar Massagen werden angeboten. Preis für die Übernachtung: 15€ cada uno (!)
Ausser dem 74 jährigen, stillen Dänen, der alleine unterwegs ist, sind wir die Einzigen, welche hier übernachten. 
Die Pilger, welche hier zurzeit im Westen Spaniens ‚gen Norden ziehen, können wir an einer Hand abzählen. Das ist grundsätzlich auch gut so. Aber so zwischendurch ein wenig andere Leute kennenlernen, wäre ja auch toll. Ergibt sich sicher noch. 

   
    
    
 

Càceres – Casar de Càceres (10km)

Den Stadtrand erreichten wir nach einer knappen halben Stunde. Am grossen Kreisel schauten wir jedoch nicht auf die Buchbeschreibung des Weges, sondern nahmen intuitiv den Wanderweg, der auf einen Hügel führte. Oben angekommen, fanden wir keine gelben Pfeile mehr vor, welche uns in der Regel zuverlässig den Weg weisen. Wir beschlossen trotzdem dem Weg zu folgen, da er immerhin Richtung Norden führt. Etwas später bestätigte uns ein Jogger mit einem Jagdhund, der mich etwas zu aufdringlich beschnupperte, dass wir weiter vorne einfach rechts hinuntergehen können und dann den Originalweg wieder auffinden werden. Wir waren beruhigt, uns nicht im Weg geirrt zu haben. Im Windschatten einer alten Mauer machten wir auf dieser Anhöhe erst mal einen kurzen Rast, essen Früchte und geniessen die Sonne. Die Fernsicht ist fantastisch. Vor uns liegen riesige, baumlose, grüne Weideflächen, welche lediglich durch die weissen Häuser von Casar unterbrochen werden. Weit im Hintergrund erhebt sich, gemäss Karte, das kastilische, schneebedeckte Scheidegebirge. Da müssen wir drüber in ein paar Tagen! Wir gehen weiter. Der Nordwind pfeift uns, ohne Windschatten, recht zügig um die Ohren, so dass ich froh bin um mein Halstuch. Danke Claudia! Chrigu läuft auf der offenen Ebene etwa 50 Meter neben dem Weg und verärgert einen Hasen, der das Weite sucht. Über uns kreisen Störche.  Besser als Geier, denke ich. 😎 Die Idylle wird lediglich durch meine Blase am Fuss getrübt. Jetzt sind wir über 1100km durch ganz Frankreich gepilgert und ich hatte praktisch nie eine Blase. Warum denn nun wieder hier auf der Via de la Plata wie im 2010? Ich muss mich nun informieren , ob es nicht doch irgendwo am Tajo-Stausee eine Übernachtungsmöglichkeit gibt, denn sonst schaffe ich die morgigen ~34 km nicht. 
Die casa de peregrinos befindet sich direkt an der Plaza de España, wo sich die Arbeitslosen die Zeit vertreiben. Den Schlüssel fürs Haus gab es in der Bar nebenan. Zahlen kann man soviel man will oder eben für angemessen findet. Es hat 18 Liegen auf Doppelstockbetten, eine kleine Küche, WC und sogar einen Tumbler. Alles schön sauber. So, dass die je 5€, welche wir in den Topf legten, eigentlich zu wenig sind. Das werden wir heute Abend in der Bar nebenan noch nachholen.
   
 

Valdesalor – Càceres (12km)

Es war wieder mal der Beweis: Ohrenstöpsel sind ein absolutes Muss auf der Packliste. Die Wälder, welche in der letzten Nacht zersägt wurden … Wahnsinn. Die Wecker der ungeliebten spanischen Altherren-Gruppe läuteten Punkt 06:00 Uhr gleich in Serie und das Neonlicht ging an. Caramba! „Muss ich jetzt schon wieder motzen?“; ging mir durch den Kopf. Aber der Gedanke: „Ach was, lass es“; gewann und ich steckte den Kopf nochmals in den Schlafsack. 
Die kurze Etappe war eher eine der langweiligeren Sorte und führte mehr oder weniger auf einem Fussweg der Hauptstrasse entlang. An einer Tankstelle tranken wir einen Automatenkaffee. 😩Anschliessend ging’s durch die Barrios und Industriegebiete in die Altstadt von Càceres. 
In Càceres haben wir uns im *Hotel Castilla (€25 pro Nase), hinter dem Plaza Mayor eingenistet, da wir gestern, mangels Trockner oder Heizung, nicht waschen konnten. So nutzen wir die Gelegenheit, mal wieder etwas für die Hygiene zu tun. Chrigu wollte noch überflüssigen Plunder nach Hause senden und so suchten wir nach der Besichtigung der historischen Gebäude die Post auf. 

Ich hoffe, dass mir die heutige und morgige kurze Etappe gut tut. Habe mir gestern eine Blase am linken Fuss eingefangen. Ich muss mich einfach bremsen mit den vorgenommenen Tageszielen und gerate immer in Konflikt mit meinem Ehrgeiz. Am liebsten würde ich jeden Tag 40 – 50km gehen. Obwohl ich vor gar nichts davon zulaufen habe. Gestern hatten wir eine Phase, in der wir 11 km in 2 Stunden gingen. Chrigu sagte es richtig: Bei diesem Tempo kann man die Landschaft gar nicht mehr geniessen. Man schaut nur noch, wohin man tritt. Und mir ging wieder mal der Spruch durch den Kopf: „La vida no es una Carrera“. (Das Leben ist kein Rennen) 
Sowieso: Wenn wir zu schnell auf die Anhöhen vor Salamanca zusteuern, werden wir diese noch im Schnee überqueren müssen. In den spanischen TV-News, welche in allen Bars pausenlos laufen, wird der Schnee als Sensation verkauft. Also, so schlussfolgere ich, ist es wohl doch eher die Ausnahme, dass es in Salamanca schneit.
Die Landschaft hat sich verändert. Die paradiesisch schönen Eichenwälder sind lichten Ginsterwäldchen – und Büschen gewichen. Doch die Eichen sollen weiter nördlich wieder wachsen. Also eine Frage des Abholzens oder der Bodenbeschaffenheit ? Keine Ahnung. Dafür hat es überall Störche. In Càceres gibt es sogar einen Torre de las Cigüeñas. (Storchenturm) 
Überhaupt, die Stadt gefällt mir sehr gut. Die Altstadt, fast so gross wie Bern’s Altstadt, ist für den Verkehr gesperrt und ist, wenn es etwas wärmer wäre, zum flanieren und verweilen ideal. 
   
    
   

Alcuéscar – Valdesalor (25km)

Die Strecke kam mir wesentlich länger vor. Wir sind beide recht auf dem Schnäuzelchen. Aber nach einer Dusche geht’s besser. Habe mich heute zwei mal geärgert! Nach 15 km hat mir Chrigu mit einer spanischen Ducado meinen neuen Faserpelz abgefackelt. Hat nun 3 Löcher. Mann !! Na, wir haben das dann unter Männern geregelt 😉 Ist alles wieder im Grünen:-) Und beim Ankommen waren alle Betten von sogenannten Pussy – Pilgern doppelt belegt. Wir hätten kein Bett mehr gehabt! Pussy – Pilger sind Typen, die sich ihr Gepäck mit einem Bus nach transportieren lassen und denen das Mittagessen auf dem Feld serviert wird. Auch das haben wir unter Männern geregelt! Punkt. So, jetzt Wäsche machen, Einkaufen und Essen gehen 😎 

Morgen sind wir bereits in Càceres! 

   
    
   
  

 

Aljucén-Alcuéscar (20km)

Es fiel uns nicht schwer, ins Kloster zu gehen…

… denn der „Konvent der Brüder von Maria und der Armen“ in Alcuéscar ist die einzige Übernachtungsmöglichkeit in der Gegend. Hier musste ich vor 6 Jahren die Via de la Plata mit gebrochenem Fuss abbrechen. Die Armut im Konvent ist allgegenwärtig. Hier leben Männer, welche psychisch angeschlagen, eine Behinderung oder keine Familie mehr haben. Sie werden von ca 20 Mönchen betreut. Abgesehen von einem Gemeinschaftsraum werden keine Zimmer geheizt. In unserer Zelle ist es etwa 11 Grad. Nur im Schlafsack ist es einigermassen gemütlich. Als Gast zahlt soviel man kann, oder angemessen findet. Zum Abendessen gab es Suppe, Fritten, Pollo und eine Frucht. Bescheiden, aber wir haben nichts anderes erwartet. Sowieso ist hier alles karg und unterkühlt. Auch der Hospitalero macht nicht gerade einen motivierten Eindruck. 
Heute haben wir das erste Mal andere Pilger getroffen und mit ihnen zusammen gegessen. Ein italienisches Paar, eine Portugiesin, ein amerikanisches Paar, ein Norweger und ein Deutscher. 
Die heutige Etappe war 20 km lang und führte uns durch einen riesigen Naturpark mit Schafen, Rinder, Stein- und Korkeichen. Der kalte Wind zog uns ganz anständig um die Ohren. Aber im Windschatten eines Busches liess es sich trotzdem gemütlich Pause machen. 

Gesundheitlich ist alles ok und wir haben es ganz gut zusammen. 
Es gilt jetzt dann eine clevere Etappenplanung zu machen, damit wir nach Casar de Caceres die erste Monsteretappe von 35 km gut meistern. Leider sind da 2 Pensionen geschlossen und es gibt keine Alternative. Mal schauen. Hasta mañana. 
   
    
   

in Marilu’s Bar in Aljucén 

hier noch ein kleiner Nachtrag zu gestern Abend:
Als wir beim Eindunkeln Marilu’s kalte und feuchte Bar betraten, wurden wir knapp begrüsst. Es waren zwei Frauen in der Bar. Zum einen Marilu, eine ca. 55 jährige, magere Spanierin, deren spitzes Kinn zu weit nach vorne und die schlecht geschminkten Mundwinkel nach unten schauten. Habe wohl noch nie eine Spanierin gesehen, welche noch spanischer aussah. Zum anderen sass da ihre Mutter, mindestens 90jährig, an einem Tischchen mit einer Wolldecke, unter welcher ein kleiner Elektroofen surrte. Marilu startete den Ölofen neben der Eingangstür erst, als wir die Bar betraten. 

Chrigu bestellte ein Glas Rotwein und ich ergänzte: „Para mi tambien“. Sie stellte 2 angefangene Flaschen und 2 kleine Gläser auf den Tresen und sagte dazu: „Den trinken die Einheimischen (die Flasche hatte keine Etikette), den anderen trinken die Nicht-Einheimischen. “ Wir entschieden uns für Ersteren. 
Sie wollte wissen, woher wir kommen und als sie das Wort „Schweizer“ hörte, zog sie ihr Kinn noch höher und die Mundwinkel noch mehr hinunter… 
Sie fragte uns: Habt ihr die neue Herberge gesehen im vorderen Dorf ? Si claro, haben wir. Wir haben auch gelesen, dass der Bau von der EU mit 23000€ subventioniert wurde. Sie hat nun Angst, dass künftig ein Teil der Pilger kein Geld mehr in ihrer Bar ausgibt. Wir konnten ihr die Bedenken etwas nehmen, da es dort oben, im anderen Dorf ja nichts ausser einer Kirche und ein paar Häuser gibt. 
Je länger der Abend, desto freundlicher wurde Marilu und schlussendlich ergaben sich ganz interessante Gespräche. 
Wir bezahlten unsere je 6 x 1dl Hauswein mit  total 10€ inkl. saftigem Trinkgeld und machten uns auf den Heimweg in die Herberge, dem Haus des Richters.

Mérida – Aljucén (16km)

Ich habe ausgezeichnet und bis neun Uhr geschlafen. Chrigu hatte zu dieser Zeit bereits einen Stadtrundgang hinter sich. Wir trafen uns wieder im Café gleich neben dem Hotel und beschlossen, gleich loszugehen. Die Vorfreude auf den Weg, war grösser als die Motivation, noch das Museum zu besichtigen.
Das zweitausendjährige Aquädukt, ausgangs der Stadt, über welches die Römer vom Stausee Prosperina Wasser in die Stadt transportierten, ist schon sehr eindrucksvoll. Auch die Staumauer ist noch im Original vorhanden. Wer kennt heute schon Mérida.  Über Jahrhunderte, bis zum Untergang des Römischen Reichs, war Mérida ein wichtiges wirtschaftliches, militärisches und kulturelles Zentrum.
Nach dem See ging es zuerst auf einer Nebenstrasse und anschliessend auf einem Fussweg durch Steineichenwälder in welchen Kühe weiden und scheue bunte Vögel durchflattern, deren Namen ich nicht kenne. Es ist sehr still und erholsam. Keinen Stadtlärm, nichts. Wir machen eine Nachmittagspause. Nach einem Stück Schafskäse und einem Apfel bin ich im Gras eingepennt. Erst ein kühler Windstoss hat mich wieder geweckt. Uff. Es ist schon spät und wir haben noch 8km vor uns.
Im Dorf in der Albergue „Rio Aljucén“ sind wir sehr herzlich begrüsst worden. Der Sohn der Familie war mit seiner ganzen Clique aus Madrid zu Besuch. Wir wurden gleich ans Fest miteingeladen und genossen bei Flamenco die Paella valenciana und köstliche Süssigkeiten… Chrigu unterhielt sich hervorragend mit dem Chefe des Hauses  , einem pensionierten Richter. Die Übernachtung inklusive Frühstück kostet hier 12€.

Dem anderen, vielleicht 20 jährigen Sohn, welcher die erste Saison zur Herberge schaut, also Hospitalero ist, gab ich zum Dank meine Schweizer Schokolade. Er hatte eine Saufreude. Es war das einzige, was ich zu verschenken hatte.
So, jetzt erst mal duschen und dann schauen, was in der Dorfbeiz so läuft.
  

  

  

  

 

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