4. Tag: Castilblanco de los Arroyos – Almadén de la Plata (30km)

Nach der Taxifahrt zum Einang in den Nationalpark Berrocal folgte eine einzigartig schöne Landschaft mit Korkeichen und Olivenbäumen. Die Gegend veränderte sich mit dem Anstieg schnell und der Weg wurde trocken. Irgendwo in dieser Gegend haben wir uns dann verlaufen und bemerkten dies erst nach einem sehr steilen Aufstieg  nach der Mittagspause. Wir waren viel zu weit östlich gegangen und mussten durch Maggia und Gestrüpp wieder absteigen. Der Weg ans Tagesziel folgte dann halt über eine staubige Piste. Der Tag war definitiv nichts für meine Füsse. Beim Abstieg habe mir an der kleinen Zehe eine Riesenblase inkl. Enzündung eingefangen… War beim Arzt, welcher mir 2 Tage Pause empfahl !!! Caramba und jetzt? Hier in diesem verschlafenen heissen Nest bleiben ?  Mit dem Bus eine Etappe weiter und auf die Kollegen warten ? Ich habe mich für die Variante 2 entschieden. Vorallem, weil Hartmut und Fritz mit mir weiterlaufen wollen. Und ich auch mit ihnen.

Anstelle eines unästhetischen Zehen – Bildes poste ich doch lieber 2 vom Parque Perroqal. 🙂

3. Tag: Gulliena – Castilblanco de los Arroyos (19km)

Es war die erste landschaftlich ausgesprochen schöne Strecke durch Korkeichenwälder, Oliven – und Orangenplantagen. Schon zu Beginn holten Hartmut und Fritz  mich ein. Die restlichen Kilometer liefen wir zu dritt. Hartmut, ca. 60 jährig, Banker aus Mannheim hat eine Schrittlänge von mindestens 2m 😉 Er ist ein ganz symphatischer Zeitgenosse, mit dem ich mich gut unterhielt, trotz der Schrittlängendifferenz…

Fritz ist seit 5 Jahren pensioniert, liess sich umschulen und führt seither mit 12 Mitarbeitern unentgeltlich eine Alkohol – und Drogenberatungsstelle und Rehab. Sicher nicht jedermanns Sache, aber ich finde es beeindruckend. Fritz ist ebenfalls ein wirklich angenehmer und rücksichtsvoller Pilgergenosse.

Das Durchschnittsalter der Pilger ist sicher gegen die 60 und die Via de La Plata ist für viele nicht die erste Tour. Es hat allerdings auch „Pilger“, die sich das Gepäck nachfahren lassen. So wie der bedauernswerte Holländer Jan, der mit 7 Spanierinnen unterwegs ist !

Die Spanier können nicht verstehen, wie man 8 Wochen Ferien machen kann, ohne zu arbeiten. Überstundenvergütung oder flexible Arbeitszeitmodelle gibt es nicht. Jüngere Leute ohne Studium können sich keine eigene Wohnung leisten und ziehen erst zuhause aus, wenn sie heiraten.

Gesundheitlich geht’s ganz ordentlich, wenn auch nicht ganz ohne Blasenpflaster. Morgen gäbe es insgesamt 31km zum Gehen, wovon 18 km auf Asphalt auf einer Strasse. Die meisten, inkl. mir, verzichten auf diese Erfahrung und fahren, bis der Weg von der Strasse abzweigt.

Buenas noches !

2. Tag: Sevilla – Gulliena (24km)

Ich hätte einmal mehr auf Claudia hören und den Bus oder das Taxi nehmen sollen durch all die Barrios und Industriegebiete von Sevilla… aber eben 🙂
Kurz nach dem Mittag bog der Weg ab, auf einen 8km langen schnurgeraden Feldweg. Ich wollte schon losziehen, da rief einer hinter mir: „Hallo du!“,  wie wenn auf der Rückseite meines T-Shirts stehen würde: Ich spreche deutsch. Der Hallorufer war Fritz, 65, aus Salzburg. Seine Nationalität war unschwer zu erkennen, da er auf Hosen und Hemd rot- weiße Streifen aufgenäht hatte. Normalerweise verursacht das bei mir eher eine ablehnende Haltung. So war ich anfangs a bisserl reserviert, konnte aber nach ein paar Kilometern Unterhaltung feststellen, dass Fritz ganz ok und vorallem fit ist. Ich konnte seinem flotten Schritt kaum mithalten.
Es war recht heiß auf der langen Geraden und ich war ein erstes Mal froh um meinen Hut, da die Sonne nordwärtslaufend in den Nacken schien. Auf dem Weg nach Gulliena gibt’s eine 30m breite Furt mit ca. 80 cm tiefem, stinkendem Wasser. Aber wir hatten sehr großes Glück, dass ein Bauer zur selben Zeit in die selbe Richtung mit seinem Trakor fuhr und uns aufsteigen ließ. Ansonsten hiesse es  die Schuhe auszuziehen, Umwege laufen, oder was auch immer. Das einzig übriggebliebene Zimmer im Hostal teile ich nun mit Fritz. Es sind doch ca. 15 Pilger die hier übernachten und morgen in die selbe Richtung weitergehen werden.

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