In den letzten 10 Jahren habe ich mit meinen alljährlichen Fernwanderungen Erfahrungen gesammelt, welche ich hier nun einmal zusammenfassen möchte.
Die Planung – respektive wann, wo, mit wem, wieviele km und kg
Nimm Dir Zeit für die Planung und versuche einen Weg zu finden, der zu DIR passt. Eine Übersicht aller Wege in Europa und den Schwierigkeitsgraden findest Du hier. Setz Dich mit dem Weg auseinander. Informiere Dich in einschlägigen Foren. Erarbeite Dir ein Wissen, was Dich erwartet. Das gibt Dir Sicherheit. Sei realistisch bei der Planung Deiner Tagesetappen. Wenn Du nicht weisst, wieviele km pro Tag Du aktuell gehen kannst, beginne bei max. 15-20 km / Tag für die gesamte erste Woche. Mach Dir eine Tabelle mit DEINEN geplanten Etappen und errechne Dir das Ende Deines Weges, insofern Du zeitlich gebunden bist. Es ist sehr praktisch, wenn das Ende Deines Trips in einer Kleinstadt liegt. So lässt sich die Rückfahrt besser organisieren und Du wirst Dich so wieder an die Zivilisation gewöhnen können.
Wähle den Zeitpunkt für Deine Fernwanderung so, dass Du nicht mit überfüllten Übernachtungsstätten und zu hohen Temperaturen zu rechnen hast. Falls Du denkst, „für mich kann es nicht heiss genug sein“, dann bedenke, dass Du somit auch mehr Wasser mit Dir tragen musst. Im Hochsommer sind die Übernachtungsmöglichkeiten der mitteleuropäischen Wege meist überfüllt und erst noch teurer. Du kannst zudem viel spontaner und flexibler sein, wenn Du im Verlauf des Tages unterwegs eine Herberge für eine Reservation anrufen kannst, als schon Wochen vorher alles buchen zu müssen, oder damit rechnen zu müssen, abends kein Bett mehr zu finden, weil alles ausgebucht ist. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Monate März bis Mai, sowie September und Oktober bezüglich Auslastung und Wetter ideal sind. Statistische Informationen über die besten Monate findest Du hier. Natürlich spielen auch Deine Sprachkenntnisse eine gewisse Rolle. Dass es von Vorteil ist, in der Landessprache per Telefon mindestens eine Übernachtungsreservation durchführen zu können, versteht sich von selbst.
Nimm das absolute Minimum mit ! – ggf. mit einer Ausnahme 😉
Das Minimum vereinfacht Dir das Alltagsleben unterwegs. Je weniger Du mitnimmst, desto einfacher findest Du Deine Sachen im Rucksack und desto weniger kannst Du auch liegen lassen. Es gibt interessantere Beschäftigungen, als z.B. nach einem Akkuladekabel im Rucksack zu suchen 😉 Die Ausnahme besteht bei mir meistens in Form eines Buches.
Dein maximales Rucksackgewicht = 0.1 x Dein Körpergewicht
Wäge Deinen Rucksack zuhause und optimiere gegebenenfalls den Inhalt. Ein 35l – Rucksack ist absolut ausreichend. Du brauchst weder eine Taschenlampe (Mobile Phone Lampe ist ausreichend), noch Waschmittel (Duschgel oder Seife verwenden), noch 10 paar Socken, (2 – 3 Paar Unterwäsche, Socken, sowie 2 Paar Hosen sind ausreichend. Unterwegs kann fast überall gewaschen werden. Fön, Rasierapparat und bei mir auch der Fotoapparat bleiben zuhause. Meine Packliste findest Du hier.
Ob Du nun alleine, zu zweit, oder in einer Gruppe wanderst, hängt natürlich primär von Deinen Vorstellungen und Präferenzen ab. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Alleine brauchst Du auf niemanden Rücksicht zu nehmen, verläufst Dich aber garantiert häufiger, weil mehrere Augenpaare einfach mehr sehen. Zu zweit hast Du einen Gesprächspartner und das „Vieraugenprinzip“. In einer Gruppe hast Du zwar bezüglich den Gesprächspartnern die Wahl, musst aber dafür zu mehr Kompromissen bereit sein.
Unterwegs – ein paar Tipps für den Fernwanderer-Alltag
Das Leben unterwegs besteht nicht nur aus Laufen, Essen und Schlafen. Eventuell willst Du auch mal „etwas Kulturelles“ anschauen, lesen, schreiben oder einfach das Dorf besichtigen. Dazu ist es sehr angenehm, wenn Du nicht erst um 17 Uhr in der Herberge ankommst. Steh also früh auf und beginne Deine Tagesetappe spätestens um 9 Uhr.
Nimm dir wirklich Zeit für Dich. Jeder Tag ist so reich an Sehens – und Erlebenswertem und an Erfahrungen, dass Du Ende der Reise nicht mehr wissen wirst, was nun wo und wie ausgesehen hat und wen Du wo kennengelernt hast. Mach dir Notizen oder führe ein Tagebuch.
Deine Beine und Füsse haben die grösste Arbeit zu verrichten. Pflege Deine Füsse morgens und abends mit Hirschtalgcrème! Die Salbe hilft ausgezeichnet gegen Risse und Blasen an den Füssen. Die Crème gibt es in jeder Drogerie.
Falls Du an den ersten Tagen Muskelkater hast, ist das ja irgendwie normal. Nimm dagegen abends und morgens je eine Dosis Magnesium. Das lockert die gesamte Muskulatur und Du läufst wieder smart wie eine Katze.
Wenn Dein Körper gefordert ist, dann gib ihm auch die nötige Energiezufuhr und Ruhe. Mit anderen Worten, schlaf genug, iss gesund und ausgewogen.